Und da war es vorbei ...

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Lillylein

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18 Januar 2017
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Hallo liebe NMR und die, die es noch werden wollen!

Mein Name ist Lilly, ich bin 29 Jahre alt und rauche seit meinem 14. Lebensjahr. Ich bin in einer klassischen Raucherfamilie aufgewachsen. Uropa war noch Pfeifenraucher, Oma, Opa und Mama hingen an den Zigaretten. Mir wurde Stressbewältigung mit Kippen quasi beigebracht und kaum kam der erste Liebeskummer in der schwierigen Pubertätsphase, war auch ich Raucherin - und bin es bis heute geblieben.

Die letzten fünf Jahre habe ich jedes Silvester den Vorsatz gefasst, Neujahr mit dem Rauchen aufzuhören. 5 Jahre sind erfolglos geblieben und schon innerhalb der ersten 24 Stunden eines jeden 1. Januars gescheitert. Letztes Jahr habe ich dann lediglich den Vorsatz gefasst, irgendwann im Jahr 2017 aufzuhören. Dann, wenn es mir gerade passt.

In der ersten Januarwoche wurden mein Mann und ich dann von einer fiebrigen Erkältung heimgesucht, die sich richtig schön auf die Lunge gelegt hat. Ich habe natürlich weiter geraucht. Mandelentzündung? Gut mit Nikotin und Teer düngen, dann wird das von allein. Bronchitis? Rein mit dem Nervengift, das lähmt den blöden Husten. Mein Mann hingegen hat am 11. Januar seine letzte Zigarette am Nachmittag geraucht und danach nicht mehr, weil es ihm so schlecht ging.

Das hieß erst einmal nichts. Wenn er krank ist, lässt er es gern mal ein paar Tage bleiben und beginnt dann wieder. Am Samstag allerdings dann der Satz, der alles veränderte: "Ich fange nicht mehr an. Machst du mit?"

Und ob ich mitmachen wollte! Immerhin war er bis jetzt immer derjenige, der rauchen wollte und mir jeden Versuch schwer gemacht hat, indem er im Takt von 30 Minuten in einer Rauchschwade vom Balkon trat. Sonntag wollte ich also aufhören.

Klappte nicht. Keine Stunde habe ich ausgehalten. Also habe ich mir den Sonntag noch erlaubt. Als letzten bewussten Tag, als Abschied.

Der Montag kam. Ich hielt eine Stunde durch - zwei - drei - es war schwer, aber machbar. Nachts um 00 Uhr, nach 25 Stunden, bin ich schwach geworden. Die letzte Zigarette vor dem Schlafen ... sie war schon immer die, mit der größten Triggergefahr.
Aber ich bin nicht eingeknickt. Ich habe mir den Rückschlag erlaubt, habe ihn akzeptiert und bin nicht über ihn zerbrochen. Es macht mich nicht zu einem schlechten Menschen, nicht zu einem Verlierer oder Schwächling. Ich bin nur gestrauchelt, aber nicht gefallen, sondern sofort weiter gegangen.

Seit diesem Ausrutscher von Montag auf Dienstag bin ich tatsächlich rauchfrei. Es fällt mir noch schwer. Manchmal scheint es fast unmöglich, aber ich habe begriffen, dass gerade meine Sturheit in dieser Situation ein Gewinn sein kann. Da, wo mir der Wille fehlt, weil die Sucht sich sehr in den Vordergrund stellt, kann ich mich meines Trotzes bedienen. Der regelt die Situation dann so lange, bis der gesunde Menschenverstand wieder einsetzt, der mir ja klipp und klar sagt, dass Rauchen einfach Mist ist und es mal gut sein muss.

Und wenn das auch nichts hilft, dann denke ich an meine Mutter, die letztes Jahr an Krebs erkrankt ist. Sie raucht immer noch und begründet es mit: "Der Krebs kommt ja nicht vom Rauchen und gerade jetzt habe ich ja so viel Stress, da musst du mir die Zigaretten schon noch gönnen."
Aber selbst, wenn ihre Erkrankung nachweislich vom Rauchen käme, würde sie nicht aufhören. Ich kenne meine Mama und dann wäre ihr Argument: "Jetzt ist es ja eh nicht mehr zu ändern, da kann ich auch weiter rauchen."

Es ist ihre Entscheidung und die lasse ich ihr. Ich war auch jahrelang genervt von NRs und NMRs, die mich belehren wollten, bevor ich selbst soweit war. Aber ich weiß mittlerweile, dass ich an diesen Punkt nicht kommen will. Mich soll die Sucht nicht so beherrschen, wie sie es bei meiner Mutter tut und ich habe es in der Hand, das zu ändern. Und hier bin ich. Bereit, aus den letzten zweieinhalb Tagen irgendwann zwei Wochen, einen Monat, zwei Monate, vier Monate, usw. usf. zu machen.

Auf das es mir gelingt und mein Rauchfrei-Tagebuch mir dabei helfen kann abstinent zu bleiben!
Lilly
 
Hi Lilly, :blume

willkommen im Forum! Hier bist Du richtig gut aufgehoben und knapp 3 Tage nicht geraucht - eine tolle Leistung!
Schau Dich doch hier ein wenig um, es hilft wenn man weiß, dass andere im Entzug fast die gleichen Probleme/Gefühle duchmachen müssen.

Sei lieb gegrüßt und bleib weiterhin tapfer,
Michael

:gut
 
Wow, was für eine Vorstellung...... super Beitrag, Lilly! :rose

Ich finde, Du hast die richtige Einstellung und so wirst Du das auch schaffen, rauchfrei zu beiben.

:hallonew bei uns und viel Erfolg!
 
Lilly,

Erst einmal herzlich Willkommen im Forum von der ganzen Mannschaft.
:welc77
Schön, daß Du da bist. Und 2 Tage in Freuheit hast Du auch schon mit gebracht, Hut ab! :servus
Schau Dich in Ruhe hier um, speziell die Tagebücher anderer sind für viele sehr hilfreich.
Wie Du richtig angemerkt hast, ist der Anfang sehr schwer und man benötig eine ordentliche Portion Sturheit. Da schlägst Du Dich sehr gut.
Du wirst das noch eine ganze Weile (es kommt einem meist wie eine Ewigkeit vor) brauchen, also bitte bei der Taktik bleiben. Diese Verlangensattacken kommen in Wellen, und die muß man mit Sturheit durchtauchen. "Nicht jetzt, später vielleicht."
Und, heute erst mal immer nur an heute denken. Heute rauchen wir auch wieder keine. So wird erst mal Tag für Tag erobert. Erstes ganz großes Ziel, wenn Du willst: Eine ganze Woche. Aber wichtiger ist heute.
Wenn Du um Mitternacht Probleme kriegst, wie wäre es dann mit früher schlafen gehen? :zahn
Ansonsten schau Dich vielleicht auch bei anderen rum, es ist erstaunlich, wie unterschiedlich die Tricks sind, die einem helfen können. Und ein paar Tricks wirst Du Dir sicher auch aneignen.
Viel Spaß noch hier im Forum, und: Heute rauchen wir auch wieder keine.

Alles Liebe,
Robert
:eva_rob
 
Hallo und willkommen,

ich bin auch noch ziemlich neu hier.
Bei Dir hört sich das richtig gut an. So entschlossen war ich am Anfang nicht und jetzt bin ich 11 Tage ohne Qualm. Ich bin mir sicher du packst das.
 
Ich danke euch allen für die nette Begrüßung. Da fühlt man sich direkt wohl. :danke

Eigentlich ist heute der gefürchtete dritte Tag und seltsamerweise tangiert er mich bisher nicht so wirklich. Gestern Abend hatte ich Probleme, ja. Da hab ich mir glatt Dschungelcamp aufgenommen und bin um 21 Uhr ins Bett. Tragisch nur, dass ich auch erst um 0:30 Uhr einschlafen konnte und auch das nicht sonderlich gut. Seit zwei Tagen schlafe ich schlecht ein, habe Probleme durchzuschlafen und schwitze im Schlaf.
Na ja, wird wohl vorbei gehen. Heute Morgen wollte ich mich auch erst noch weinend zusammenrollen. Vor allem, weil ich mit einem Trigger konfrontiert wurde. Auf den Bus warten. Ohne Zigarette. Gegenüber eines Tabakwarenladens. Da ich nur Sohnemann zum Kindergarten bringen musste, habe ich darauf verzichtet Geld mitzunehmen. Also stand ich vorm Toto Lotto, mein Blick suchte durch das Fenster den Stopftabak und meine Augen wurden ganz kurz groß und glasig. :lechz
Wie die Augen meines Mannes, wenn ich diesen mache: :boops :lach2

Seit dem Mittag ist es vorbei. Ich esse mehr, keine Frage. Jede freie Minute habe ich ein Bonbon im Mund oder schmiere mir eine Stulle. Aber ich habe heute erstmals schon minutenlang nicht an eine Zigarette denken müssen. Und wenn ich dann doch mal daran denke, dann mit ein wenig Wehmut, aber ohne starken Druck. Ich bin mal auf der Hut. Das Monster kommt bestimmt dann noch mal zurück, wenn ich es nicht erwarte. Aber ich bin bereit, es mit ihm aufzunehmen! :barbar1

Jetzt sind mir auch noch die Süßigkeiten ausgegangen, aber nochmal möchte ich heute nicht Bus fahren, oder besser, auf den Bus warten. Ich wünschte, ich könnte behaupten, meine Figur würde es mir danken, aber die dankt mir eher, dass ich meinen Stoffwechsel nicht mehr künstlich beschleunige und endlich mal richtig Hunger habe. 10kg dürfen die nächsten Monate gut und gerne drauf ... für mich ist also tatsächlich einer der wenigen Nachteile bei der Rauchentwöhnung ein Vorteil. Wenn das kein Wink des Schicksals für mich ist, weiß ich auch nicht. Wo ich gerade beim Thema bin, ich gehe mal Essen machen ... :hexe

P.S.: Die Smilies hier sind einfach zu gut, um sie nicht inflationär zu benutzen :unschuldig
 
Hi Lilly, :blume
ganz kurz groß und glasig :) auf was ihr Frauen alles achtet...
Das mit dem unruhigen Schlaf und das schwitzen dabei... das ist bei mir ähnlich. Das ging aber beim ersten Entzug nur eine Woche und nun war es ab der dritten Nacht schon deutlich besser. Dein Körper stellt sich eben auch nachts um und das geht ein bisschen. Toll finde ich die Stunden, die man im Schlaf auf die NMR-Uhr bekommt.
Du hörst Dich richtig überzeugt an und liest Dich klasse.
Schön, dass Du hierher gefunden hast.

Liebe Grüße
Michael
:gut
 
Hallo Lilly,

auch von mir ein :juhuu1
Deine Beiträge scheinen den richtigen Esprit mitzubringen: Sturheit, Trotz, Wollen, kleine Ziele setzend und Lust auf Essen, ja so kann das was werden.

Ansonsten gilt bevor man zur Kippe greift, lieber zur Tastatur und schreiben schreiben und schreiben und dann sich mal vom Kind loben lassen wie gut man riecht so ohne Rauch.

Ich glaub an dich, du schaffst das schon.

Lieben Gruß

Mickie
 
Hallo Lilly und

:wk3

Du hörst Dich richtig entschlossen an und das ist auch gut so :klasse

Weiter so

:enrfp
 
Auf die Gefahr, die Nervensäge des Forums zu werden, aber dafür ist ein Tagebuch ja da. Schreiben, wenn es nicht anders geht. Und schreiben ist etwas, das mir liegt.

Ich freue mich, dass ihr alle glaubt, ich kann es schaffen. Dass die Vibes stimmen und meine Einstellung in die richtige Richtung geht. Grundsätzlich glaube ich das ja auch, aber wenn ich mir die beiden Beiträge von mir so durchlese, dann klingen sie leichter, als es eigentlich ist. Als ich es momentan bin.

Im Endeffekt ist der Rauchstopp eben doch ein Abschied. Ein Abschied von etwas, das ich lange Zeit für einen Freund gehalten habe. Sein wir ehrlich, sogar einen meiner besten Freunde.
Hatte ich Kummer, die Zigarette war da. Hatte ich Stress, sie war da. Selbst wenn ich mich gefreut habe, oder mir einfach nur langweilig war. Die Zigarette war immer da. In meinen einsamsten Zeiten war sie mir noch Freund. Wenn die Welt gegen mich stand, ich war nie allein. Selbst in der Zeit, als die Depressionen über mich hereinbrachen und Panikattacken mich in den Wahnsinn treiben wollten, als alle sich von mir abwandten, weil ich nicht mehr funktionierte, war sie noch da.
Abschied nehmen ist nicht einfach. Ist es nie. Und Abschied von etwas zu nehmen, dass man doch so lange geliebt hat, ist ungleich schwerer.
Ja, geliebte Zigarette, unsere Beziehung war destruktiv in jeder Hinsicht. Ich habe dir gestattet, meinen Körper zu beuteln. Meine Haut hasst dich, meine Lunge verteufelt dich, selbst mein Verstand wünscht dich weit, weit weg, aber etwas in mir, ein kleiner Teil, wird dich immer in Ehren halten.
Ich bereue dich nicht. Bereuen ist der falsche Ansatz. Damit würde ich ja auch einen großen Teil meines Lebens und meines Seins bereuen und das ist nie der richtige Weg. Kann nicht der richtige Weg sein. Du warst ein guter Freund, von dem ich mich jetzt trennen muss.
Mach es gut, Zigarette. Ich werde noch oft an dich denken. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge werde ich auf unsere Zeit zurücksehen und mit leichtem Herzen und freudiger Erwartung nach vorne sehen, in eine Zukunft ohne dich.

Und gleichzeitig habe ich Angst vor den nächsten Wochen. Es ist nicht nur ein Abschied von dir, einem alten Freund, sondern auch ein Abschied von mir selbst. Mein erwachsenes Ich war immer Raucher. Mich gab es nur in Kombination mit dir. Du warst immer fest in meinem Alltag integriert, hast ihn immer öfter bestimmt und auch mich verändert. Ich nehme Abschied von mir und muss mich selbst neu kennen lernen und ja, verdammte Scheiße, das macht mir wirklich Angst.
Ich bin nicht mutig, nicht besonders selbstbewusst oder stark, aber ich bin schon irgendwie okay so, wie ich bin. Bisher konnte ich mich selbst ganz gut leiden, aber bis dahin hat es lange gebraucht. Was passiert, wenn ich die neue Lilly nicht mag? Und wie wird sie sein, die neue Lilly ohne dich?
Alles ist unsicher ohne dich. Und neu. Ich mag neu nicht, das weißt du. Ich mag vieles nicht und vieles macht mir Angst, aber ich beiße mich so durch. Wahrscheinlich muss ich mich diesmal auch durchbeißen und abwarten, welcher Mensch zum Vorschein kommt, wenn der blaue Dunst sich endlich lichtet und eine neue Person offenbart, die es so noch nie gab.
Ja, ich habe Angst, aber gleichzeitig bin ich neugierig. Mein Herz klopf frenetisch in meiner Brust, so stark, als würde es vor Aufregung herausspringen wollen, um einen Platz in der ersten Reihe zu ergattern. Tränen glitzern in den Augenwinkeln und gleichzeitig lächel ich. Ich hole tief Luft und die Träne löst sich. Noch immer lächelnd wische ich sie fort.

Die Trennung von dir wird nicht einfach, mein alter Freund. Und die Suche nach mir selbst wird nur ungleich schwerer. Aber wir beide spüren, es ist die richtige Zeit dafür. Unsere Wege trennen sich hier und es ist okay. Nichts ist für die Ewigkeit. Einmal wird alles vergehen. Jetzt vergehen wir. Wir haben lange genug lichterloh gebrannt und du hast mich gewärmt. Jetzt ist nur noch ein schwaches Glimmen geblieben. Ich weiß, du versuchst es neu zu entfachen, du willst nicht loslassen und ich verstehe das. Loslassen ist schwer, auch mir fällt es in einigen Momenten noch schwer und ich möchte so gern in die verglühende Glut pusten, unser Feuer wieder entfachen, aber ich habe losgelassen. Bewusst. Ich lasse jede Sekunde, jede Minute und Stunde erneut bewusst los.
Lieber alter Freund, danke für die letzten 15 Jahre, aber jetzt sei so gut und geh - mach es uns nicht noch schwerer.
 
Hi Lilly, :blueh

na ob die Zigarette wirklich so ein guter Freund war ?..... vielleicht doch eher ein Wolf im Schafspelz :-D

Aber jetzt hast Du ihn ja in die Wüste geschickt. Gut so! :klasse

Ich wünsche Dir einen guten rauchfreien Tag!
 
Huhu lilly,

und auch von mir noch ein nachträgliches :wikkxc
Ja Niko hat uns lange begleitet, aber irwann ist es dann mal Zeit sich von dem falschen Freund zu trennen. :dead
Da bin ich voll bei dir!
Wie geht es dir denn so?
:enr1
 
Ihr Lieben!

Ich habe das Wochenende geschafft. Immer noch rauchfrei. Nach Tag 3 ist es tatsächlich immer einfacher geworden.
Es wäre eine Lüge zu behauten, ich dächte nicht mehr an Zigaretten. Die Gedanken sind täglich da, aber sie werden schwächer, drängen sich nicht mehr so in den Vordergrund und es ist einfacher zu widerstehen.
Einige Gewohnheiten ließen sich einfach umstellen. Andere wiederum werden wohl noch eine Weile brauchen. Nach dem Essen ist es beispielsweise immer noch anstrengend. Mein Mann und ich unterhalten uns aber auch offen darüber, dass wir jetzt gerne würden und zählen uns gern gegenseitig die Vorteile auf, die wir haben, wenn wir es nicht tun. Das hilft uns beiden ganz gut.

Gestern haben wir uns erstmals in eine potentiell gefährliche Situation begeben. Wir waren bei meiner Schwiegermama zum Mittagessen eingeladen. Schwiegermama raucht. Und zwar ordentlich und auch in ihrer Wohnung. Wenn wir da sind allerdings nur in der Küche und bei gutem Wetter sogar nur auf dem Balkon, weil wir ja auch den Enkel mit dabei haben.
Trotzdem spielte sich viel wieder in der Küche ab, weil sie ja gekocht hat, nach dem Essen aufgeräumt wurde, usw. usf.
Ich bin ehrlich. Der Geruch stört mich gar nicht. Frischer Tabakrauch riecht für mich gut, aber gleichzeitig - Gott sei Dank - nicht verführerisch. Mir wird nicht übel und ich will nicht unbedingt eine rauchen. Im Endeffekt kann ich einfach gut neben einem Raucher in einer Raucherwohnung stehen, ohne dass es mich positiv oder negativ beeinflusst.
Das hätte ich nicht erwartet, weil ich wirklich ein wenig Panik vor diesem Besuch hatte. Es war ja eine Art Bewährungsprobe für meinen Mann und mich. Wir haben sie mit Bravour bestanden. :tanz3

Als wir dann später zu Hause waren, stank unser Kleidung allerdings wirklich sehr, was einem als Raucher eben einfach nicht so auffällt. Die eigenen Klamotten stinken ja immer, auch wenn man nur auf dem Balkon raucht. Und diesen Geruch fand ich wirklich ekelhaft. Kalter Rauch ging für mich noch nie, auch als Raucher nicht. Da ist es mir aber einfach nicht oft aufgefallen ... nur bei sehr starken Kettenrauchern wie meinem Opa. Jetzt fällt es mir auf, sobald ich die Raucherhochburg verlasse und ... buäh ... nein danke. :igitth

Heute Morgen hatten wir dann Halsschmerzen. Die gleichen Halsschmerzen, die man früher nach dem Feiern hatte, wenn man statt einer Schachtel pro Tag in der Disco noch eine zweite Schachtel durchgezogen hat - innerhalb weniger Stunden. Unser Körper findet also schon wenige Stunden passiv rauchen nicht mehr ganz so angenehm. Interessant zu sehen, wie schnell so etwas gehen kann.

Trotzdem habe ich es mir anfangs wirklich nicht so einfach vorgestellt. Vielleicht haben mein Mann und ich einfach Glück. Großes Glück. Aber richtigen "Suchtdruck" haben wir überhaupt nicht mehr. Kein Craving im eigentlichen Sinne, sondern lediglich ein: "Ach, wir würden jetzt gerne, aber nein danke." Wobei man dazu sagen muss, dass diese Einfachheit auch schnell zu dieser "Einen" verführen kann, die es natürlich nicht gibt. Aus der Einen werden zwei, werden drei, werden vier, werden ...
Aber gerade weil es so leicht ist, schleicht sich der Gedanke ein, es könne doch gehen und diesen muss man dann entsprechend auch niederkämpfen. Ich mache das mittlerweile grinsend. Eigentlich finde ich es viel zu amüsant, wie sehr meine Sucht und mein Unterbewusstsein mein bewusstes Handeln manipulieren wollen, damit ich wieder zur Zigarette greife. Manchmal sind Dinge einfacher, wenn man sie mit Humor nimmt und weglächelt, als ein Drama draus zu machen.

Heute Nacht um 24 Uhr mache ich dann meine erste Woche voll. Ich freue mich schon und bin jetzt schon stolz wie Oskar.

Und jetzt setze ich mich hin und arbeite ein wenig. Das habe ich letzte Woche nämlich etwas vernachlässigt in den ersten Entzugstagen. Jetzt muss ich etwas aufholen. :autor
 
Lilly,

Das hast Du toll hingekriegt, gratuliere. :xenia
Und Du hast natürlich vollkommen recht: In Wahrheit mußt Du nur noch eine nicht mehr rauchen: Die nächste. Das ist alles. :zahn
Was das mit dem Unbewussten angeht, vielleicht ein Tip, wenn Du magst. Es gibt diesen "Automatikgriff". Plötzlich hat man eine Zigarette im Mund...und dann fällt einem erst ein, daß man nicht mehr raucht. Das geht nur, wenn die Zigaretten dort sind, wo sie sonst auch immer waren. Falls noch nicht geschehen, magst Du die Dinger vielleicht von den gewohnten Orten wegräumen (Tasche, Jacke, ...). Statt dessen was Süßes dort hin tun, hat sich durchaus auch bewährt. :zahn
Ich gratuliere zur bald ersten Woche, Du machst das ganz toll!

Alles Liebe,
Robert
 
Robert,

diesen Automatikgriff gibt es bei mir nicht, weil einfach viel zu viele Abläufe vor dem Anstecken der Zigarette liegen. Früher ging das bei mir so:

Küchentür auf - zum Tablett mit dem Tabak - Dose auf - stopfen - Dose zu - Zigarette nehmen und aus der Küche raus - Küchentür zu - zur Garderobe gehen - Jacke anziehen - Jacke schließen - ins Wohnzimmer und zur Balkontür gehen - Balkonschlappen an - Balkontür auf - rausgehen - Jackentasche auf und Feuerzeug rausholen - hinsetzen - Zigarette an.

Ich habe so unzählige Momente, in denen ich den Automatismus unterbrechen kann, dass ich bisher noch nicht einmal bis "Küchentür zu" gekommen bin. In 99% der Fälle stehe ich verwirrt in der Küche und wenn mir dann klar ist, was ich wollte, greife ich ins Regal über dem Tabaktablett, in dem das Bonbonglas steht. Oder ich plündere den Kühlschrank, schmiere mir eine Stulle, mach mir einen Tee. Dass die Rauchware in der Küche vergammelt, ist tatsächlich ein riesen Vorteil. :Locke

Und ja, ich weiß, vielen fällt es leichter, wenn sie ihren Tabak vernichten, ihre Zigaretten in die Tonne kloppen und nichts mehr im Haus haben. Bei mir wird die Methode ungleich zur Qual. Ich muss mich bewusst gegen das Rauchen entscheiden können und das in jedem Moment aufs Neue. Wenn ich aber keine Rauchware mehr zu Hause habe, wird mir die Entscheidung abgenommen durch ein simples: Du kannst nicht rauchen. Das macht mir nicht nur Druck, sondern auch Angst.
Momentan "kann" ich ohne Probleme rauchen, weil ich den Tabak hier habe, aber ich "kann" mich damit auch umso bewusster dagegen entscheiden. Für mich und meinen Mann funktioniert das uns für den Nächsten funktioniert es wiederum gar nicht.

Was mich gerade allerdings echt nervt, ist, dass ich mich noch immer nicht richtig konzentrieren kann. Arbeiten gerade hat ... funktioniert. So viel langsamer als vor dem Rauchstopp und es hat mich wahnsinnig gemacht. Meine Konzentration lässt zu wünschen übrig. Sätze müssen 2-3x gelesen werden, ehe ich den Sinn erfasse und auch mein geliebtes Lese-Hobby kommt zum erliegen. Von 10-20 gelesenen Büchern pro Monat, bin ich momentan erst bei 3 Büchern. In der letzten Woche habe ich tatsächlich kein Buch angefasst und das macht mich traurig. Aber die Zeiten werden wohl auch wieder besser.
 
Hey Lilly,

also iich darf dich beruhigen, die Konzentration kommt wieder!
Das ist nur anfangs so, weil wir dann quasi im Ausnahmezustand agieren.
Hatte ich anfangs auch... :klasse

Den Griff zum Bonbonglas finde ich übrigens klasse!
Könnte ich sein :wlach1
:spicy
 
Lilly,

Die neue Situation lenkt leider sehr ab, das ist bekannt. Aber bei mir kam die Konzentration wieder, das kann ich bestätigen. Es beschäftigt einen halt, ist ja auch ein ziemlich tiefer Eingriff in die täglichen Abläufe und Gewohnheiten, so von Küchentür auf bis Zigarette an und so weiter.

Alles Liebe,
Robert
 
Ich war in der ersten Woche auch extrem unkonzentriert.
In der zweiten Woche ist es eigentlich von Tag zu Tag besser geworden, ausser an den ein oder zwei Tagen wo ich extrem ans Rauchen denken musste. Bin jetzt mal auf die dritte Woche gespannt.
 
Wo bist Du Lily?

Schwerstabhänigige Sanchopanza macht sich auf die Suche nach gequälten und gequellten Seelen....
 
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