Hi!
Bis zum 08. Dezember 2014 14:35Uhr war ich ein scheinbar gesunder, schlanker, sportlicher (Radsportler seit meiner Jugend) 56jähriger Mann und mäßiger Raucher, immer diese schwarzen Selbstgedrehten, vor allem abends. Und dann: Peng! Aortendissektion Stanford Typ A, einfach gesagt, meine Hauptschlagader ist drei Zentimeter oberhalb vom Herz gerissen. Meine ganze Rettung war ziemlich dramatisch, obwohl es in so einem Fall auf jede Minute ankommt, mußte ich erst mal 150km in eine Spezialklinik transportiert werden. Die ersten 35 Minuten waren ein ziemlich jämmerliches Sterben unter unvorstellbaren Schmerzen, ich hatte nicht erwartet das zu überleben, dann habe ich erst mal für 100 Stunden geschlafen. Auch wenn Wikipedia etwas anderes sagt: Nach einem Jahr - und das ist fast rum - leben nicht mehr viele Patienten mit dieser Erkrankung, allerdings stehen dann die Chancen gut, daß noch einige dazu kommen. Ersetzt wurden Aortenbogen und die rechte Schlüsselbeinarterie, Operation dauerte doppelt so lange wie eine Herztransplantation. Es folgten im Frühjahr u.a. zwei TIAs, Schlaganfälle im Anfangsstadium, und drei weitere Operationen bis Juli d.J. Jetzt habe ich eine chronische Aortendissektion Stanford Typ B, die kann man nicht operieren weil das Todesrisiko zu hoch ist, wird medikamentös ruhig gehalten, nehme morgendlich ein Mix aus neun Medikamenten, die auch ihre Nebenwirkungen haben. Es geht mir nicht wirklich gut, dies ist aber nur ein nüchterner Zustandsbericht. Ich lebe! Manche würden von Wunder sprechen, ich sehe das eher so, daß eine Menge Menschen genau das richtige zur genau richtigen Zeit unter Einsatz modernster medizinischer Technik und Medikamente gemacht haben. Demütiger Dank an alle Unbekannten!
Nach so einer Operation denkt man zunächst mal nicht ans rauchen, man ist um jedes Atom Sauerstoff froh das man in die Lungen bekommt. So nach drei, vier Monaten war's manchmal hart, große Suchtanfälle. Obwohl es mir gerade physisch in den letzten Wochen deutlich besser geht, ich jetzt fast jeden Tag Tierheimhunde ausführe, hatte ich gerade eine Vielzahl kleinerer und größerer Enttäuschungen und persönlicher Rückschläge zu verkraften. Gestern morgen ließ ich mir erstmals seit acht Jahren ein Antidepressivum vom Arzt verschreiben - und danach habe ich Tabak, Blättchen, Feuerzeug gekauft. Gar keine große Lust zu rauchen, kann gar keinen konkreten Grund nennen. Trotz vielleicht ("ist ja eh alles egal"), verlogener Beweis, daß es mir wieder besser geht ("richtig kranke Menschen rauchen nicht")... ich weiß es nicht, nicht alles was ich mache ist so super-intelligent, das ist ja wohl ein Beweis meiner absoluten Blödheit. 359 Tage war ich "ohne". Das Nahen des Jahrestages ist emotional eh sehr kritisch für mich, vielleicht spielt auch das eine Rolle. Gestern also sechs Zigaretten, heute bislang eine. Schmeckt nicht, stinkt, stiehlt mir Zeit, kostet Geld, macht mich noch kränker. Habe als Nebenwirkung eines Medikaments trockenen Reizhusten, heute war schon brauner Schleim dabei - nach sechs Zigaretten und ich habe so gut wie nicht inhaliert, mehr gepafft. Zum offenen Küchenfenster raus geraucht, trotzdem stinkt die Wohnung schon nach Rauch. Das kann ich nicht bringen, auch gegenüber meinem Vater, meinen Freunden die mich unterstützen. Denen gegenüber habe ich ein schlechtes Gewissen. Mir stinkt aber im Moment sowieso alles, da kommt's für mich auf ein bischen Rauch letztlich auch nicht an. Das mußte ich jetzt mal los werden, Dank für die Aufmerksamkeit des geneigten Lesers - ja, so ein wenig ist das Rauchen ggf. eine Ablenkung gegen Einsamkeit, und daß sich durch die Krankheit eine soziale Isolation ergeben hat möchte ich nicht bestreiten.
Grüße
Thomas
Bis zum 08. Dezember 2014 14:35Uhr war ich ein scheinbar gesunder, schlanker, sportlicher (Radsportler seit meiner Jugend) 56jähriger Mann und mäßiger Raucher, immer diese schwarzen Selbstgedrehten, vor allem abends. Und dann: Peng! Aortendissektion Stanford Typ A, einfach gesagt, meine Hauptschlagader ist drei Zentimeter oberhalb vom Herz gerissen. Meine ganze Rettung war ziemlich dramatisch, obwohl es in so einem Fall auf jede Minute ankommt, mußte ich erst mal 150km in eine Spezialklinik transportiert werden. Die ersten 35 Minuten waren ein ziemlich jämmerliches Sterben unter unvorstellbaren Schmerzen, ich hatte nicht erwartet das zu überleben, dann habe ich erst mal für 100 Stunden geschlafen. Auch wenn Wikipedia etwas anderes sagt: Nach einem Jahr - und das ist fast rum - leben nicht mehr viele Patienten mit dieser Erkrankung, allerdings stehen dann die Chancen gut, daß noch einige dazu kommen. Ersetzt wurden Aortenbogen und die rechte Schlüsselbeinarterie, Operation dauerte doppelt so lange wie eine Herztransplantation. Es folgten im Frühjahr u.a. zwei TIAs, Schlaganfälle im Anfangsstadium, und drei weitere Operationen bis Juli d.J. Jetzt habe ich eine chronische Aortendissektion Stanford Typ B, die kann man nicht operieren weil das Todesrisiko zu hoch ist, wird medikamentös ruhig gehalten, nehme morgendlich ein Mix aus neun Medikamenten, die auch ihre Nebenwirkungen haben. Es geht mir nicht wirklich gut, dies ist aber nur ein nüchterner Zustandsbericht. Ich lebe! Manche würden von Wunder sprechen, ich sehe das eher so, daß eine Menge Menschen genau das richtige zur genau richtigen Zeit unter Einsatz modernster medizinischer Technik und Medikamente gemacht haben. Demütiger Dank an alle Unbekannten!
Nach so einer Operation denkt man zunächst mal nicht ans rauchen, man ist um jedes Atom Sauerstoff froh das man in die Lungen bekommt. So nach drei, vier Monaten war's manchmal hart, große Suchtanfälle. Obwohl es mir gerade physisch in den letzten Wochen deutlich besser geht, ich jetzt fast jeden Tag Tierheimhunde ausführe, hatte ich gerade eine Vielzahl kleinerer und größerer Enttäuschungen und persönlicher Rückschläge zu verkraften. Gestern morgen ließ ich mir erstmals seit acht Jahren ein Antidepressivum vom Arzt verschreiben - und danach habe ich Tabak, Blättchen, Feuerzeug gekauft. Gar keine große Lust zu rauchen, kann gar keinen konkreten Grund nennen. Trotz vielleicht ("ist ja eh alles egal"), verlogener Beweis, daß es mir wieder besser geht ("richtig kranke Menschen rauchen nicht")... ich weiß es nicht, nicht alles was ich mache ist so super-intelligent, das ist ja wohl ein Beweis meiner absoluten Blödheit. 359 Tage war ich "ohne". Das Nahen des Jahrestages ist emotional eh sehr kritisch für mich, vielleicht spielt auch das eine Rolle. Gestern also sechs Zigaretten, heute bislang eine. Schmeckt nicht, stinkt, stiehlt mir Zeit, kostet Geld, macht mich noch kränker. Habe als Nebenwirkung eines Medikaments trockenen Reizhusten, heute war schon brauner Schleim dabei - nach sechs Zigaretten und ich habe so gut wie nicht inhaliert, mehr gepafft. Zum offenen Küchenfenster raus geraucht, trotzdem stinkt die Wohnung schon nach Rauch. Das kann ich nicht bringen, auch gegenüber meinem Vater, meinen Freunden die mich unterstützen. Denen gegenüber habe ich ein schlechtes Gewissen. Mir stinkt aber im Moment sowieso alles, da kommt's für mich auf ein bischen Rauch letztlich auch nicht an. Das mußte ich jetzt mal los werden, Dank für die Aufmerksamkeit des geneigten Lesers - ja, so ein wenig ist das Rauchen ggf. eine Ablenkung gegen Einsamkeit, und daß sich durch die Krankheit eine soziale Isolation ergeben hat möchte ich nicht bestreiten.
Grüße
Thomas