Im Zusammenhang mit der verschiedentlich geäußerten Ansicht, ein Zurückfahren des Zigarettenkonsums vor dem Aufhören bringe gar nichts, bin ich gebeten worden, eine Diskussion, die ich vor inzwischen Jahren anderswo um meine persönliche Methode geführt habe, für dieses Forum aufzubereiten.
Der seinerzeitige Text wurde mir zur Verfügung geholt und von mir bearbeitet. Dabei habe ich die Dialogform aufgehoben. Übriggeblieben sind nur von mir selbst verfasste Texte.
Der seinerzeitige Text wurde mir zur Verfügung geholt und von mir bearbeitet. Dabei habe ich die Dialogform aufgehoben. Übriggeblieben sind nur von mir selbst verfasste Texte.
Die Erkenntnis, dass die Qualmerei nix bringt, war jahrzehntelang konsequenzlos vor sich hingereift und führte endlich zu dem Entschluss, damit aufzuhören. Die Erkenntnis stand am Anfang.
Dann kam, uneingeschränkt weiter rauchend, die Bestandsaufnahme durch Dokumentation.
Am 4.1.2009 kam der Einstieg in den Ausstieg durch die erste kleine Einschränkung, nämlich dass zwischen dem Anzünden einer Zigarette und dem Anzünden der nächsten Zigarette mindestens 25 Minuten zu verstreichen hatten. Jetzt wurde die jeweils nächste Zigarette zum Hilfsmittel, denn die rauchfreie Zeit war unschwer zu ertragen angesichts der Gewissheit, bald wieder zu rauchen. Es folgten in immer rascheren Abständen 35, 50, 60, 70, 80, 90, 105 Minuten, die 25 Minuten waren am schwersten gewesen, und das Hilfsmittel Zigarette war da glücklicherweise am zeitlich nächsten gewesen. Das gab Sicherheit.
Das Nichtrauchen in Schlafzimmer, Klo und Auto schuf Räume, die ein gewisses Maß an Glück und froher Erwartung erzeugten. Das Nichtmehrsosehrstinken war da zunächst durchaus noch zweitrangig, es war das Weniger an Rauchniederschlag, Asche und Lüftenmüssen im Januar. Und die Zigarette war Hilfsmittel, die Einschränkungen zu akzeptieren, denn da war die Gewissheit, den nunmehr rauchfreien Raum nur verlassen zu müssen, und schon war das Rauchen wieder erlaubt.
Ab dem 17.1. wurde von 10-24 Uhr, ab dem 24.1. von 11-23 Uhr geraucht. Da waren 15 Tage, die stundenweise gänzlich ohne Nikotin in der Birne verliefen. Die Gewissheit, nach wenigen Stunden ohne Verstoß gegen selbst auferlegte Einschränkungen rauchen zu dürfen, machte es so möglich, den Entzug täglich kennenzulernen. In dieser Phase war also die erste Zigarette des Tages ein Hilfsmittel, dessen Erwartung den Entzug gründlich studieren half. Nach und nach kam so etwas wie Euphorie auf. Die späteste 11-Uhr-Zigarette rauchte ich um 12:10 Uhr. Ich entwickelte das Bedürfnis, nach jeder Zigarette zu lüften und den Aschenbecher zu waschen.
Der 1.2. begann wie der Vortag. Bis 11 Uhr wartete ich auf die erste Zigarette des Tages. Die rauchte ich dann nicht und auch alle späteren nicht. Ich hatte sozusagen den Teufel mit dem Beelzebub aus mir ausgetrieben.
Irgendwann von irgendjemand verfasst, stand in einem Forum ein Bericht einer Besucherin einer psychologisch basierten Methode, und ich konnte vergleichen und erstaunt vergleichend feststellen, dass alles anders, davon manches geradezu spiegelbildlich andersherum verlief. Statt den gewohnten wurden Ekelzigaretten geraucht. Anstatt die scheinbar motivierten Zigaretten gezielt zu killen, wurden gerade diese zunächst akzeptiert und aufgefordert, die "sinnlosen" zu vermeiden. Da ist schon ein sehr viel anderes Herangehen. Es wurde das Rauchen vermiest, während mir das Rauchen durchaus bis zum Schluss und darüber hinaus lieb blieb. Ich habe das technisches Problem des Nichtmehrrauchens gelöst. Keine weitere Baustelle, Einstellungsänderungen ergaben sich Monate später von selbst und in einem ziemlich begrenzten Ausmaß.
Es gibt viele Wege, vom Rauchen wegzukommen. Zu jedem Weg gehören Raucher, denen er gar nichts hilft. Denen hilft ein anderer Weg.
Mich stört die Vorstellung "Hilfsmittel Wille", zum einen, weil jeder, der geraucht hat und nunmehr ohne zu rauchen weiterlebt, den Willen, nicht zu rauchen, unabdingbar braucht, zum anderen, weil der Wille allein nicht ausreicht, sondern immer noch ein weiteres Hilfsmittel zum Rauchstopp erforderlich ist.
Was ist der Wille zum Rauchstopp? Es ist der Appell ans Unbewusste: "Ich will nicht rauchen!" Leider kommt dieser Appell im Unbewussten so nicht an. Das Unbewusste wird nur immer wieder auf das zu Vermeidende gelenkt. Wer einen Aufhörversuch startet, der naiv ist, indem dieser Zusammenhang nicht bekannt ist, hat den Willen aufzuhören, er redet aber permanent auf sich ein "Ich will rauchen!", und er scheitert deshalb. Er braucht als Hilfsmittel mindestens die Erkenntnis, dass es "so" nicht geht.
Dass rauchfrei geht, war mir von vornherein klar gewesen, sonst hätte ich mich nicht zum Aufhören entschlossen. Ich suchte den Weg dahin, und zwar wesentlich als technisch zu bewältigendes Problem, wobei ich den Umgang mit meiner zu erwartenden Befindlichkeit durchaus zum Technischen rechnete. Am 31.1.2009 hatte ich tatsächlich das erreicht, was das vorletzte Ziel gewesen war: eine Kette von wenigen Zigaretten, die sämtlich nur deshalb geraucht wurden, weil ihre Uhrzeit gekommen war.