Die Gamma-Aminobuttersäure (
GABA) ist eine der häufigsten inhibierenden (hemmenden) Neurotransmitter des Gehirns. Viele Menschen schätzen Nahrungsergänzungsmittel mit dem Wirkstoff aufgrund der entspannenden Wirkung, doch tatsächlich spielt GABA auch eine entscheidende Rolle bei der Regulierung vieler Aspekte im Körper, beispielsweise bei Stimmung, Konzentration, Schmerz, Schlaf und vielen mehr.
Glückshormone & Co.: GABA gegen Depressionen und Angst?
Bei Angst und Depression soll GABA ein angegriffenes Nervenkostüm stärken und zu innerer Ruhe verhelfen. Entsprechende Nahrungsergänzungsmittel gelten als große Hoffnung für Gestresste und Vielbeschäftigte. Doch lassen sich die Wirkungen auch wissenschaftlich belegen?
Häufig liest man, dass ein GABA-Mangel für Symptome wie Angst, Depression oder Schlafstörungen verantwortlich sein soll. Zum Teil stimmt das: Ein verminderter GABA-Spiegel ist bei verschiedenen psychischen Erkrankungen nachgewiesen worden, so etwa bei Depressionen, Angststörungen oder bei der posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD).
Es liegt aber nicht nur an einem GABA-Mangel, wenn Symptome wie Antriebslosigkeit, Panikattacken oder Schwermut auftreten. Die Situation ist etwas komplizierter:
Auch der Plasmaspiegel anderer Botenstoffe wie Glutamat, Dopamin oder Serotonin kann erhöht oder erniedrigt sein. Offenbar gerät der Neurotransmitter-Haushalt bei Angst oder Depression als Ganzes aus dem Gleichgewicht.
In der Medizin kennt man eine Reihe von Medikamenten, die Einfluss auf den GABA-Spiegel nehmen. Ein Beispiel sind bestimmte Epilepsie-Medikamente: Sie aktivieren Enzyme (Eiweißstoffe), die an der Produktion des Botenstoffes beteiligt sind. Dadurch steigt der GABA-Spiegel im Gehirn, was Krampfanfällen vorbeugt. Auch bestimmte Beruhigungs- und Schlafmittel haben den Botenstoff im Visier: Medikamente wie Valium docken an der Bindungsstelle für GABA an und verändern sie so, dass der Neurotransmitter besser wirken kann.
Doch warum geht man bei Medikamenten den indirekten Weg über Enzyme oder Bindungsstellen? Warum gibt man Patienten nicht einfach GABA selbst?
Das hat einen wichtigen Grund: Unser Gehirn ist durch die sogenannte Blut-Gehirn-Schranke recht gut vor Eindringlingen geschützt.
Und GABA kann die Blut-Gehirn-Schranke nicht passieren – oder zumindest nicht in ausreichender Menge, um in unserem Gehirn eine Wirkung zu erzielen.
Deshalb kann man einen GABA-Mangel und Symptome wie Krampfanfälle nur über Umwege behandeln.
Nun gibt es zwar eine Handvoll Studien, die angeblich positive Erfahrungen mit GABA bei Angst oder Stress belegen.
Eine Gruppe von Wissenschaftlern hat diese Studien genauer unter die Lupe genommen.
Dabei fiel auf: Stets hatte einer der Studienautoren Verbindungen zu einem Unternehmen, das Nahrungsergänzungsmittel produziert.
Das muss nicht immer etwas über die Güte solcher Untersuchungen aussagen; irgendwie müssen diese schließlich finanziert werden. Nichtsdestoweniger sollten deren Ergebnisse mit einer gewissen Vorsicht genossen werden.
Eines steht fest: Nahrungsergänzungsmittel mit GABA sind teuer, ihre Wirkung ist fragwürdig.
Darüber hinaus können vermeintliche GABA-Mangel-Symptome viele andere Ursachen haben: seien es körperliche Erkrankungen oder einfach ein zu hohes Arbeitspensum.
Besser wenden Sie sich bei psychischen Beschwerden oder Schlafstörungen daher an einen Arzt, anstatt auf gut Glück frei verkäufliche Pillen zu schlucken.