Hallo Ihr beiden,
danke Euch für Eure guten und erklärenden Worte. Das Schreiben und Lesen hier hilft mir sehr, nicht nur beim Nichtrauchen und der Reduktion, sondern allgemein für mein Wohlbefinden.
Jetzt muss ich allerdings, bevor ich auf Eure Worte eingehe, noch mal etwas erklären. Da ist heute jemand über diese Worte gestolpert:
Ich hatte eben ein Telefonat mit Söhnlein und meinem Freund...
...Obwohl ich keine Ahnung von Kindern habe und obwohl ich auch nicht mit Kindern umgehen kann...
Und das innerhalb eines einzigen Posts von mir...
Ich gestehe, das ist verwirrend...
Also für alle, die lesen und nicht nachfragen: Mein Söhnlein ist mein Stiefsohn, den mein Ex in unsere Ehe mitgebracht hat. Er ist schon erwachsen. Mein Exmann und ich hatten einen recht hohen Altersunterschied, weshalb mein Stiefsohn in meinem Alter ist. Also genauer gesagt ist er ein paar Jahre älter, als ich.
Heute hatte ich mal wieder einen Tag, der nicht so toll gelaufen ist. Ich habe einen Anruf von meinem Schätzelein bekommen, er sei krank und kann nicht heim kommen. Er war am Campingplatz. Ich hatte ein ganz ganz blödes Gefühl und hab mit meiner Freundin drüber geredet. Wir waren gerade auf dem Weg zur Gruppe, als das Telefonat war. So sind wir statt zur Gruppe zum Campingplatz gefahren. Mein Freund hatte wieder getrunken. Seit dem bin ich wieder in der Schockstarre angenagelt und habe auf den Funktionsmodus geschaltet. Mein erster Gedanke war: Jetzt kaufe ich mir ne Schachtel Kippen. Am besten nen Jägermeister dazu. Hab ich nicht gemacht und bin jetzt auch sehr erleichtert darüber, dass ich beides nicht getan habe. Nichts von beidem hätte es besser gemacht. Aber in mir drinnen tobt immer noch der Wunsch mich einfach zuzuballern, mich zu betäuben und am besten 4 Wochen am Stück zu schlafen. Keine Sorge, ich mache das nicht, aber es sind halt meine Gedanken. Ich bin und bleibe bis zu meinem Lebensende ein Suchti. Aber der Gedanke, dass ich das beim letzten Mal auch gut durchhalten konnte, auch wenn es schwer war, der stärkt mich. Und außerdem trage ich meine geschafften 13 alkoholabstinenten Jahre wie einen Schatz mit mir herum, das haue ich mir jetzt nicht weg.
Auf dem Heimweg vom Campingplatz ist mir mein Liquidfläschchen in der Hosentasche ausgelaufen. Ich hatte mir für morgen die vorletzte Reduktion vorgenommen. Daher kam auch meine Frage nach dem rein körperlichen Entzug, weil ich diese Reduktion nicht zu schnell machen wollte. Naja, dann war die Flasche leer und so habe ich mir heute Abend schon die Mischung mit 1mg fertig gemacht und verwende die jetzt. Ich merke keinen Unterschied. Ich habe in meinem Leben die Erfahrung gemacht, dass ich, wenn ich "fliehen" muss, dann immer die Flucht nach vorne anstreben sollte. Nicht übereilt, und immer bedenkend, ob ich denn wirklich fliehen muss. Aber wenn ja, dann bitte in die richtige Richtung. Also Kampfansage an die Sucht. Passt mir irgendwie auch viel besser, als ein Rückfall.
Also, Suchtteufel, Du dummes Ar***, mich kannste mal. Komm mir nie wieder zu nahe, ich boxe Dich aus den Socken! Du bist ein hinterhältiges Miststück, niemand braucht Dich, auch wenn Du mir das immer einreden willst. Hau einfach ab und verschwinde aus meinem Leben. Ich akzeptiere von Dir nur noch die Erinnerung, ansonsten bleib mir einfach vom Leib. Mag sein, dass Du mir damals geholfen hast, aber dafür habe ich viel bezahlen müssen und muss es oft immer noch. Aber ich steige jetzt aus, aus Deinem Sklavenvertrag. Verzieh Dich einfach, bei mir haste nix mehr zu suchen!
Ich will leben. Ich will einfach nur leben ohne Suchtmittel und ich will ein schönes und ruhiges Leben haben, ohne Ärger und ohne diese Hilflosigkeit und ohne diese Schwäche. Ich bin nämlich nicht mehr schwach, ich bin richtig stark geworden.
So, das musste jetzt mal raus...
Noch mal zu der Situation von gestern: Es war gestern kein Streit, sondern hat mein Freund einfach die Eigenart/Unart mich immer wieder im Gespräch zu unterbrechen. Und das manchmal total blöd, mit Dingen, die nix mit dem Thema zu tun haben. Und das hat er gestern auch einmal gemacht. Es war nur ein mal und ich war auf 180... Heute habe ich meine Freundin gefragt, ob ich das übertreibe, oder ob sie das auch so sieht. Ja, sie sieht es auch so. Ich muss mich leider immer wieder rückversichern und mir ein Feedback holen, weil ich selbst immer noch verunsichert genug bin, um das eben zu benötigen. Aber es tat mir dann auch wieder gut, dass ich das nicht verzerrt sehe. Gut, meine innere Reaktion darauf war wirklich völlig überzogen, weil ich total sauer war. Deswegen habe ich auch die Klappe gehalten. Später habe ich meinem Freund allerdings eine recht besonnene WhatsApp geschickt, in der ich ihn aufmerksam gemacht habe. In Zukunft werde ich dann auch entsprechend reagieren.
Das Telefonat mit meiner anderen Freundin hat sich leider auch erledigt, wir mussten das verschieben. Ihr Junge ist krank geworden und brauchte Mama zum Kuscheln. Ich denke, mit ihrer Tragegeschichte ist irgendwie allen geholfen, denn die Kinder profitieren scheinbar sehr von der Nähe und die Eltern haben entspanntere Säuglinge. Ich bin auch davon überzeugt, dass getragene Kinder die Liebe der Eltern viel intensiver spüren. Meiner Meinung nach ist das ein gutes Mittel, was gegen Ängste ganz stark vorbeugt. Ich glaube, dass Kinder, die sich der elterlichen Liebe sicher sein können, viel selbstbewusster ins Leben starten können, als Kinder, die sich dieser Liebe eben nicht sicher sein können.
Jetzt brennen mir ziemlich die Augen und ich verabschiede mich mal für heute. Ich bin sehr froh, dass ich Euch habe, ich habe heute viel an Euch gedacht und das hat mir sehr geholfen. Danke Euch dafür.