Hallo liebe Reboot,
ich gestehe, ich bin gerade geplättet. Damit habe ich jetzt irgendwie gar nicht gerechnet. Aber wenn ich in Deiner Situation wäre, wüsste ich halt nicht, ob ich nicht vielleicht genauso reagieren würde. ich habe keine Kinder, daher kann ich dazu nur halb etwas sagen. Aber sagen möchte ich etwas. Ich möchte beistehen und Hilfreiches beitragen, zumindest möchte ich das versuchen.
Aus der frisch gebackenen NMR-Perspektive traue ich mich jetzt kaum, das zu sagen, was ich ansonsten aus der Suchthilfe kenne. Deshalb würde ich hier gerne meine Erfahrungen mit der Alkoholabstinenz anbringen, da kann ich eher mitreden:
reboot meinte:
Für mich ist 1000 % klar, das ich keine Raucherin mehr werde. Aber mir ist auch klar, das ich in Extremsituationen rauchen werde
Diese beiden Aussagen sind gegensätzlich. Ich verstehe Deine innere Zerrissenheit total gut, aber eine dieser beiden Aussagen wird sich früher oder später ändern, ob Du willst, oder nicht. Gemeinsam können die nicht existieren. Ich wünsche Dir sehr, dass es die Richtige ist, die sich verändert und anpasst.
Seit dem ich nicht mehr trinke, habe ich schon so einige Situationen erlebt, die wirklich sehr problematisch waren. Dagegen sind Auseinandersetzungen mit meinem Freund eine Schlaftablette. Das Leben ist bei Menschen wie uns eben nicht immer glatt und ruhig verlaufend. Nach 20monatiger Abstinenz hatte ich dann einen Rückfall nach dem anderen. Mir war klar, dass ich zwar nie wieder Trinkerin sein wollte, aber eben in diesen extremen Situationen wollte ich mich total betäuben. So habe ich mir dann einen Abend die Kante gegeben und habe am nächsten Tag gleich wieder aufgehört. Dummerweise hat das gut geklappt, so wusste ich beim nächsten Mal, dass ich das ja ruhig machen kann... So ging das dann immer weiter und die Auslöser wurden immer niederschwelliger. Dann habe ich auch noch einen zweiten Tag drangehängt...
Dann kam der Moment, als mir bewusst wurde, dass ich gerade dabei war, wieder auf die alte Bahn zurückzukehren. Ich musste mich wirklich entscheiden. Ein bisschen Alk ging bei mir nicht mehr, wegen der Sucht. So habe ich mich entschieden: Kein Alkohol mehr, komme was wolle. Nie wieder! Alkohol ist keine option, egal welche furchtbare Situation ich gerade durchlebe. Nur so alleine ist es mir möglich, nichts mehr zu trinken.
Beim Rauchen habe ich eine ähnliche Auffassung. Ich kann nur ganz oder gar nicht. Ich habe die innere Entscheidung im Herzen zwar getroffen, aber das "Komme was wolle" steht noch auf sehr sehr wackeligen Füßen. Ich versuche das gerade durch positive Erfahrungen zu festigen. Ich wünsche uns beiden von ganzem Herzen, dass wir das hinbekommen!
Und was Deinen Sohn betrifft: Ich finde es gut, wenn Du hinter ihm stehst, was immer auch geschehen mag. Aber steh bitte auch hinter Dir, mit der selben Kraft. Wenn Du umfällst, kannst Du auch ihm nicht mehr helfen.